InvestNews 20.12.2022
Guten Tag liebe Leser,
es ist nicht alles Gold, was glänzt. Und dennoch erfreuen wir uns gerade in der Weihnachtszeit an gold- glänzender Dekoration, tragen gerne schönen, goldenen Schmuck – Gold, ein Zeichen für Festlichkeit und Reichtum.
Auch heute geht bei uns um Gold – um viel Gold.
Wer steckt hinter dem 300-Tonnen-Rätsel am Goldmarkt
Die Nachricht hallt am Goldmarkt immer noch nach: Im dritten Quartal kauften Notenbanken 400 Tonnen Gold – wie zuletzt 1967. Das an sich ist schon ungewöhnlich – damals war der US-Dollar teilweise noch mit dem Edelmetall gedeckt. Vor allem aber ist beim Großteil der Käufe noch immer unklar, wer genau dahintersteckt. Rund 300 Tonnen, also drei Viertel dieser Käufe, gingen dem World Gold Council (WGC) zufolge auf das Konto von Notenbanken, die nicht oder nur unregelmäßig über ihre Goldreserven Auskunft geben.
Das löste Spekulationen aus, wonach China und Russland die anonymen Käufer sein könnten. Der Edelmetallanalyst der Commerzbank, Carsten Fritsch, schließt China als Käufer jedoch aus, denn die chinesische Notenbank People’s Bank of China (PBoC) hat Daten zur Entwicklung der chinesischen Devisenreserven veröffentlicht. Daraus geht zwar hervor, dass sie im November 32 Tonnen Gold kaufte und damit die Reserven auf 1780 Tonnen erhöhte, es aber die ersten Käufe seit September 2019 waren.
China kommt nicht infrage – hat Russland die Finger im Spiel?
Chinas ungewöhnliche Kommunikationsoffensive befeuert die Frage, welchen Anteil Russland an den massiven Goldkäufen durch Notenbanken hat. Russland hat zuletzt im Januar Zahlen zu seinen Währungsreserven veröffentlicht – kurz vor dem Überfall auf die Ukraine.
Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel, hält die Theorie, dass ein nennenswerter Teil der Notenbankkäufe auf das Konto von Russland geht, für schlüssig. Denn mindestens bis zu dem Ölembargo und dem Ölpreisdeckel der EU hat Russland kräftig am Verkauf von Öl und Gas verdient. Zudem kann Russland derzeit mit Dollar, Euro und Co. wenig anfangen. Das erhöht den Anreiz, Verkaufserlöse in diesen Währungen schnell gegen andere Währungen oder gegen Gold einzutauschen. Zudem kann Gold nicht eingefroren oder sanktioniert werden – zumindest nicht an einem globalen Handelssitz wie London und New York.
Nach dem Signal Chinas, die Goldreserven deutlich zu erhöhen, könnten hinter den anonymen Käufern durchaus auch andere Notenbanken westlicher Länder stecken, die ein gesteigertes Interesse daran haben, Gold zur Diversifizierung zu nutzen und sich unabhängiger vom Dollar als Devisenreserve zu machen.
Goldpreis bleibt trotzdem stabil
Den Goldpreis treiben die Notenbanken mit ihren massiven Goldkäufen übrigens offenbar nicht hoch. Zwar entfielen 33 Prozent der gesamten Goldnachfrage im dritten Quartal 2022 auf Notenbanken – der Goldpreis aber fiel zwischen Anfang Juli und Ende September um rund acht Prozent, von 1806 Dollar je Feinunze (31 Gramm) auf rund 1660 Dollar.
Fazit: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Das alte Sprichwort hat auch hier durchaus seine Symbolik.
(Quelle: Handelsblatt)
Eine schöne und entspannte Weihnachtswoche wünscht Ihnen das Team der Müller & Veith Investment GmbH.
Zum Schluss ein Blick auf die Kapitalmärkte
Europa
- Die EU-Gesetzgeber einigten sich vor den Verhandlungen mit den EU-Ländern über strengere Entwürfe für Gig-Arbeitsregeln. Dies löste bei einer Lobbygruppe, zu der auch Uber Eats und Deliveroo gehören, Empören aus. RTRS – 13.12.22
- Horizon Therapeutics und Amgen einigten sich am Montag auf die Übernahme von Horizon Therapeutics im Wert von $28,3Mrd. Die Transaktion muss allerdings noch von den Aktionären von Horizon Therapeutics bestätigt werden. HB – 12.12.22
- Olympique Lyonnais / Raine Group: Der Leiter der Venture-Capital-Sparte der Raine Group, stimmte zu, sich dem US-amerikanischen Digitalunternehmer John Texor bei seiner geplanten Übernahme des französischen Fußballvereins Olympique Lyonnais anzuschließen. Jean-Pierre Conte, Vorsitzender der in San Francisco ansässigen Private-Equity-Gesellschaft Genstar Capital, gehört ebenfalls zu der Gruppe von Investoren, die rund €100Mio zur Unterstützung des Deals zugesagt hatten. BBG – 12.12.22
Nordamerika
- China/ USA: Bei der Welthandelsorganisation wurde von China eine Beschwerde eingereicht, nachdem die USA neue Regeln für den Export von Halbleitern nach China eingeführt hat. Die Beschwerde kritisierte Amerikas Nullsummendenken und verweist auf die Notwendigkeit, internationale Lieferketten zu normalisieren und zu stabilisieren. WSJ – 12.12.2022
- FTX: Sam Bankman-Fried, der frühere CEO der Kryptohandelsplattform FTX, wurde gestern in seinem Haus auf den Bahamas festgenommen. Die Festnahme basiert auf der Anklage, mit verschiedenen Finanzvergehen gegen die Gesetze der USA und Bahamas verstoßen zu haben. Laut anonymer Quelle plant die SEC auch, Bankman-Fried wegen Verstößen gegen das US-Wertpapiergesetz anzuklagen. WSJ – 12.12.2022
- Amgen: Der US-amerikanische Pharmakonzern Amgen hat den Kauf von Horizon für $27,8Mrd abgeschlossen. Durch den Kauf schafft sich Amgen Zugang zu einem Medikament, welches Autoimmunkrankheiten behandelt. Mit dieser Transaktion folgt Amgen einem generellen Kauftrend im Pharmasektor, um eingebrochene Umsätze zu erhöhen und zu stabilisieren. WSJ – 12.12.2022
Asien/EM
- China: China hat einem Medienbericht zufolge die USA vor der Welthandelsorganisation (WTO) wegen deren Ausfuhrkontrollen für Elektronik-Chips verklagt. Der Schritt sei notwendig, um Chinas „legitime Interessen“ zu schützen, berichtete die staatlich unterstützte Zeitung „Global Times“ auf Twitter unter Berufung auf das Handelsministerium im Peking. Die Regierung in Washington will Chinas Zugriff auf Hochleistungschips einschränken. Die Maßnahmen betreffen Halbleiter, die vor allem bei Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) benutzt werden. RTRS – 12.12.22
- Ukraine: Die USA liefern die erste Ladung von Stromerzeugungsanlagen an die Ukraine, um die Energieinfrastruktur des Landes gegen russische Angriffe zu stärken. Ein US-Beamter sagte, bei der ersten Lieferung handele es sich um Anlagen im Wert von etwa 13 Millionen Dollar. Zwei weitere Flugzeugladungen mit Ausrüstungen sollten noch diese Woche folgen. „Unsere Strategie besteht jetzt zunächst darin, der Ukraine zu helfen, sich gegen die vorsätzlichen Angriffe auf die zivile Energieinfrastruktur zu schützen, denn das könnte eine humanitäre Katastrophe herbeiführen“, sagte ein hoher US-Regierungsbeamter. RTRS – 13.12.2
- Russland: Die EU-Mitgliedsländer beraten über ein neuntes Sanktionspaket gegen Russland. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte vor einem Treffen der EU-Außenminister am Montag gesagt, es gebe noch offene Fragen. Er hoffe, dass diese bis Dienstag geklärt würden. RTRS – 07.12.22
(Quelle: GoldmanSachs)