InvestNews 02.08.2022
Guten Tag liebe Leser,
Russland dreht Europa mehr und mehr den Gashahn zu. Zuletzt wurden die Gaslieferungen, die durch die Pipeline Nordstream 1 nach Deutschland geleitet werden, auf 20 Prozent der möglichen Gasmengen gedrosselt. Doch Russland kann das Gas auch nicht so einfach in andere Länder umleiten.
Wohin pumpt Russland das überschüssige Gas?
Während bei europäischen Unternehmen, Bürgern und Politikern die Angst vor einem Engpass in der Gasversorgung wächst, gibt es darüber, was Russland mit dem überschüssigen Gas macht, zahlreiche Spekulationen.
- Können die zuvor für Europa bestimmten Gasexporte ohne weiteres an andere Staaten geliefert werden?
- Werden nun schlicht gewaltige Gasreserven angehäuft?
- Sind große Mengen, die nicht sofort abtransportiert werden, eine Gefahr für die Anlagen?
Zuletzt hat Russland seine Gaslieferungen nach Europa durch die Pipeline Nord Stream 1 allerdings um 60 Prozent gedrosselt. Es fallen also auf einmal in Russland gigantische Mengen Gas an, die nicht nach Europa fließen.
Tatsächlich scheint die Lage für Russland nicht so problematisch zu sein wie bislang von vielen angenommen. Russland hat mehrere Möglichkeiten, die Gaslieferungen zu reduzieren, ohne dadurch direkt Schaden zu nehmen – abgesehen von fehlenden Einnahmen aus dem Verkauf.
Gazprom-Chef Alexej Miller kündigte beim St. Petersburg International Economic Forum Mitte Juni an, dass Russland in mehreren Sektoren künftig stärker auf Gas setzen werde. Darüber hinaus biete sich Russland nun die Gelegenheit, Gas in andere Länder zu exportieren. Je weniger Gas Russland in die EU liefert, umso mehr orientiert sich Russland in Richtung China.
Deutsche Industrie bereitet Produktions-Shutdown vor
Angesichts der reduzierten Gasflüsse aus Russland bereiten sich große Teile der deutschen Industrie darauf vor, ihre Produktion geordnet herunterzufahren. Schon jetzt prüfen Großverbraucher aus der Chemie-, Metall- und Baustoffindustrie, wie sich eine Reduzierung der Liefermenge auf die eigene Wertschöpfungskette auswirkt. Fällt Russland als Gaslieferant weg, brechen harte Zeiten an. Wer kann, steigt auf Öl oder Kohle um.
Derzeit läuft die Versorgung noch stabil. Ändert sich das jedoch, wäre die Industrie als Erste davon betroffen. Denn laut Notfallplan der Bundesregierung wäre die Industrie, die rund 36 Prozent des Gesamtverbrauchs auf sich vereint, im Fall einer Mangellage auf sich allein gestellt. Große Unternehmen planen verschiedene Szenarien einen möglichen Gas-Lieferstop. Dabei gehen sie von einer Einschränkung oder Unterbrechung der Versorgung von nicht mehr als 50 Prozent aus. Im Gespräch sind vorübergehende Maßnahmen wie die Erweiterung des Homeoffices und auch Produktionen mit reduzierter Last.
In der Chemie- sowie in der Metallbranche fällt der Umstieg deutlich schwerer. So wird etwa in der Chemieproduktion das Erdgas zu drei Vierteln zur Energieerzeugung genutzt. Dabei setzt die Branche in der Eigenversorgung vor allem auf gasbetriebene Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung, aus denen auch Prozesswärme gewonnen wird. Laut Branchenexperten lässt sich die Mehrzahl dieser Kraftwerke kaum auf Öl umstellen.
Als geschützt gelten hingegen private Haushalte, öffentliche Einrichtungen sowie die Gesundheitsbranche, die rund 48 Prozent des Gesamtbedarfs verbrauchen.
Eine „energiearme“ aber motivierte Woche wünscht Ihnen das Team der Müller & Veith Investment GmbH.
(Quelle: Handelsblatt)
P.S.: Ein großes Dankschön geht an die Fußballnationalmannschaft der Damen. Es hat Spaß gemacht Euren Spielen zuzusehen.
Zum Schluss ein Blick auf die Kapitalmärkte
Europa
- HSBC meldete einen Rückgang des Gewinns im ersten Halbjahr um 15%, da Rückstellungen für Kreditausfälle die Auswirkungen des steigenden Nettozinsertrags bei Europas größter Bank mehr als ausgleichen. YF – 01.08.22
- Lufthansa: Die Piloten der deutschen Flaggschiff-Fluggesellschaft stimmten am Sonntag mit einer Mehrheit von 97,6% für Arbeitskampfmaßnahmen und drohten mit weiteren Störungen während der geschäftigen Sommerreisesaison. RTRS – 31.07.22
- Gazprom habe die Lieferung von Gas nach Lettland eingestellt, nachdem der Konzern dem Land vorgeworfen hatte, gegen die Lieferbedingungen verstoßen zu haben, ein Schritt, der laut baltischen Land nur geringe Auswirkungen auf seine Gasversorgung haben würde. RTRS – 30.07.22
Nordamerika
- US-Präsident Biden wurde am Samstag erneut positiv auf das Coronavirus getestet. RTRS – 31.07.22
- Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, besucht seit Sonntag, zusammen mit einer Delegation demokratischer Gesetzgeber vier asiatische Länder. Eine Erklärung, die von Pelosis Büro herausgegeben wurde, besagte, dass die Reise der Gruppe Besuche in Singapur, Malaysia, Südkorea und Japan beinhalten würde, ging aber nicht darauf ein, ob Taiwan ebenfalls auf der Reiseroute stehe. WSJ – 31.07.22
- Die US-Regierung erwägt Sanktionen gegen ein Netzwerk von Unternehmen, die verdächtige werden, den Iran beim Export von Öl zu unterstützen.WSJ – 31.07.22
Asien/EM
- Ukraine: Der Krieg in der Ukraine hat massive Auswirkungen auf die Ernte des Landes und damit weltweit die Versorgung mit Getreide. Präsident Wolodymyr Selenskyj twitterte, der Ertrag werde im laufenden Jahr nur halb so hoch ausfallen wie gewöhnlich. Die Türkei rechnet unterdessen mit dem Auslaufen eines ersten Frachters mit Getreide aus einem ukrainischen Schwarzmeerhafen am Montag. Russland bombardierte am Sonntag vor allem Städte im Süden der Ukraine. RTRS – 01.08.22
- China: Die chinesische Industrietätigkeit ist im Juli unerwartet geschrumpft, wie eine offizielle Studie zeigt. Nachdem sich die Branche noch im Juni von einem Corona Lockdown erholt hatte, belasteten im Juli ein erneutes Aufflackern des Virus und trübe globale Aussichten die Hersteller. Der offizielle Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes lag im Juli bei 49 Punkten gegenüber 50,2 Punkten im Vormonat, wie aus den Daten des Nationalen Statistikamtes hervorging. RTRS – 01.08.22
- Ungarn: Ungarn will angesichts der zunehmenden Abwertung seiner Landeswährung Firmensteuern auch in Euro und Dollar akzeptieren und könnte damit seine Devisenreserven aufbessern. RTRS – 01.08.22
(Quelle: GoldmannSachs)